Gewinnen – egal wie

mfc_sm_best_team_winNa, das ist doch mal eine ehrliche Aussage, diesmal von Frau Merkel höchstpersönlich (gesehen hier) bzw. Ihres Pressesprechers: „Sie wünscht sich, dass die Mannschaft gewinnt, egal wie.“

Ja, um´s Gewinnen geht es offenbar beim Fußball, bei der WM und auch sonst überall. Denn nur das Gewinnen zählt. Alles andere ist ja auch was für Loser, Warmduscher und Frauenversteher. Ob ein Spiel schön ist oder nicht: Hauptsache, wir kommen weiter!

Diese Mentalität hat mir – unabhängig vom WM-Boykott – noch nie gefallen und wird es auch in diesem Leben nicht mehr schaffen. Es bedeutet doch auch, dass nicht derjenige gewinnen möge, der besser ist, sondern den man aufgrund seiner Nationalität bevorzugt. Was soll das?! Ein Gewinn, der nicht verdient ist, nur um des Gewinnens willen? Was gewinnt man denn da? Auf jeden Fall keine Freude über die eigene Leistung. Aber was ist es denn dann, was Menschen nach dem Sieg greifen lässt, unabhängig davon, wie verdient sie ihn haben oder auch eben nicht? Besser dazustehen, als man in Wirklichkeit ist. Es muss sich um ein verkapptes Gefühl von Minderwertigkeit handeln denke ich, denn sonst könnte man doch dem anderen – wenngleich man natürlich selbst auch gerne gewonnen hätte, das ist doch verständlich – den Sieg gönnen in der ehrlichen Anerkennung: „Du warst heute der Bessere!“

Aber nein: Am Ende soll schließlich Deutschland Weltmeister werden, egal wie!
Und so was von einer Frau, die uns regiert, hmpf. Nun ja, sie vertritt vermute ich die Meinung des größten Teils der Zuschauer.

Deshalb ist mein Motto für heute, gestern und für alle Zeiten: che vinca il migliore – Möge der Bessere gewinnen!

 

 

 

2 Kommentare

  1. Ist besser nicht sehr relativ?

    Ich bin sicher, dass die Kommentatoren der jeweiligen Gegner vollkommen unterschiedliche Spiele wahrnehmen, obwohl vermeintlich alle dasselbe Spiel sehen. Spielt jetzt Brasilien gegen Columbien oder Columbien gegen Brasilien? Wie werden die Szenen, die wir als Zuschauer sehen, ausgewählt? Von welcher Seite schaut die Kamera in welche Gesichter?

    In den selteneren Fällen sind Spiele so unausgeglichen, dass der Ausdruck „Möge der Bessere gewinnen“ greift. Ist es bei der einen Mannschaft die Technik, ist es bei der anderen der Kampfgeist. Mal ist es die Mannschaftsleistung, die überzeugt, mal ein grandioser Schlussmann. Ich bin nicht sicher, dass wir unsere Wahrnehmung tatsächlich von unseren Vorlieben trennen können. Von daher ist doch der Bessere immer der, den ich als Besseren erlebe oder wünsche, durch all meine kulturellen, gesellschaftlichen und persönlichen Filter hindurch.

    Grundlegend ist die Frage nach dem ständigen Wettbewerb, dem wir ausgesetzt sind und den wir ständig selber erschaffen, eine der wichtigsten Fragen der heutigen Zeit.
    Es geht um nichts anderes mehr als um besser sein, schneller sein, schöner sein, schlanker sein, tatkräftiger sein, intelligenter sein….. Der Wettbewerb hat unsere Gesellschaft so durchdrungen, dass wir unserer Handlungen davon eingefärbt sind, ohne dass wir es überhaupt noch merken.
    Wir sind Kapitalismus.

    Von daher, ist es mir ziemlich egal, ob der relativ Bessere gewinnt.

    Bea

  2. Hochspannende Aspekte, liebe Bea, die Du da ins Spiel bringst. Bei einem Punkt habe ich einen kleinen Einwand: ich habe schon die Erfahrung, dass man bei einem sportlichen Wettkampf relativ neutral eine Auusage darüber treffen kann, welche Mannschaft z. B. die höheren Spielanteile hat, mehr Schüsse auf’s Tor abgegeben hat, etc. Und wenn dann eine Mannschaft (Champions-League Finale 2012!) das ganze Spiel über hinten drin steht (Chelsea), in der letzten Minute ein Kopfballtor erzielt, um dann glücklich im Elfmeterschießen zu gewinnen (gegen die klar dominierenden Bayern), dann ging in diesem Fall sicher nicht der Bessere vom Platz. Und das sage ich, der ich aber alles andere als ein Bayern-Fan bin, gell! 🙂
    Anyway, ich möchte noch etwas zu Deinen viel grundsätzlicheren Überlegungen zum Thema Turbokapitalismus sagen: Auch kein leichtes Terrain. Denn der Wttkampf an sich ist es glaube ich nicht, der uns in diese Falle laufen lässt. Ich denke, die Lust am sich messen, sich vergleichen mit anderen ist eine zutiefst menschliche – lehn ich mich zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage: männliche! – Eigenschaft. Ich halte diesen Trieb nicht für die Wurzel des Problems. Sondern die damit häufig verbundene Gier, immer mehr haben zu wollen bzw. mehr als einem zusteht. Und dann die Leistungen der anderen aus den Augen zu verlieren und auch dann noch besser dastehen zu wollen, wenn klar ist, dass der/die andere auch was auf der Pfanne hat. Freude daran, an eigene Leistungsgrenzen zu gehen kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Unerbittlichkeit für mein Gegenüber und die grenzenlose Gier nach Gewinnen um jeden Preis halte ich für gefährlich in ihren Auswirkungen.

Hinterlasse eine Antwort zu Bea Thier Antwort abbrechen